Mittwoch, 30. März 2011

Osteoporose durch Corticosteroide

Cortisol-Molekül
Corticosteroide werden meist bei entzündlich bedingten Erkrankungen, bei Asthma, Autoimmunerkrankungen, schweren Allergien und arthritisähnlichen Erkrankungen verordnet und ermöglichen den Betroffenen, ein halbwegs normales Leben zu führen. Es gibt cortisonhaltige Augentropfen, Sprays, Salben, Tabletten und Injektionslösungen, die häufig  regelmäßig über einen jahrelangen Zeitraum verabreicht werden müssen. Unabhängig von der Art und Weise der Verabreichung haben alle Cortison-Präparate bei längerer Anwendung folgende Auswirkungen auf unseren Knochenstoffwechsel:
  • Erhöhung der Calcium-Ausscheidung über unsere Nieren
  • Verminderung der Calcium-Aufnahme aus unserem Magen-Darm-Trakt
  • Senkung des Östrogen- und Testosteron-Spiegels
Die Wahrscheinlichkeit, eine durch cortisonhaltige Medikamente ausgelöste Osteoporose zu entwickeln ist umso größer, je höher die Dosis und je länger sie eingenommen werden muss. Aber auch eine kurzfristige Einnahme über mehrere Monate kann laut einiger Studien zu diesem Thema bereits einen Verlust von 30% an Knochenmasse zur Folge haben.

Ist man auf die langfristige Einnahme von Cortison-Präparaten angewiesen sollte beachtet werden:
  • so wenig Cortison wie nötig
  • regelmäßige Knochendichtemessung
  • Calcium-Spiegel im Urin kontrollieren
  • bei Männern: Testosteron-Spiegel kontrollieren
  • die Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr erhöhen
  • natürlich keine eigenmächtige Veränderung der Medikation, insbesondere kein abruptes Absetzen der Cortison-Präparate, sondern immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt nehmen

Die Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie hat zur Vorbeugung einer sog. Steroid-Osteoporose folgende Empfehlung ausgesprochen (Stand 01.2011):

Für alle Patienten mit laufender oder vorgesehener Corticosteroid-Behandlung ab 5mg Prednisolon täglich über voraussichtlich 3 Monate gilt:
  • Calcium täglich 1000-1200 mg
  • Vitamin D täglich 800-1200 IE
  • Reduktion weiterer Osteoporose-Risikofaktoren

DXA-/Knochendichtemessung nach Möglichkeit innerhalb eines Monats:

1. T-Score über -1,5
  • DXA-Wiederholung nach 1-2 Jahren
  • Knochendichteverlust < 3% pro Jahr: Kontrolle nach 2 Jahren
  • Knochendichteverlust > 3% pro Jahr: Bisphosphonate oder Teriparatid
2. T-Score unter -1,5 oder unter -1,0 + 2 von 3 Risikofaktoren (s.u.)
  • Bisphosphonate oder Teriparatid
  • DXA-Kontrolle nach 1-2 Jahren

Risikofaktoren: Alter über 50, nach der Menopause, Prednisolondosis über 20mg pro Tag

Normale Knochendichte: T-Score > -1 Standardabweichung
Osteopenie:                     T-Score -1 bis -2,5
Osteoporose:                  T-Score tiefer als -2,5


Merke:
  • jede Dauertherapie mit Corticosteroiden benötigt eine ausreichende Osteoporose-Prophylaxe bzw. -Therapie 
  • mit Beginn einer Dauertherapie ist eine DXA-Messung wünschenswert 
  • Minimum der Prophylaxe ist eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D 
  • bei hohen Steroiddosen oder hohem Frakturrisiko kann die Einnahme von Bisphosphonaten schon bei T-Score-Werten über -1,5 indiziert sein 
  • wichtigste Risikofaktoren: Alter, Postmenopause, Steroiddosis und -dauer, frühere Frakturen